Bindungsangst vs. Verlustangst
Vielleicht kennst du das: Du wünschst dir Nähe, Geborgenheit, tiefe Verbindung – und kaum entsteht genau das, möchtest du weglaufen.
Oder andersherum: Du bist in einer Beziehung und spürst ständig die Angst, der andere könnte dich verlassen. Mal möchtest du verschmelzen, mal brauchst du Luft zum Atmen.
Willkommen in der inneren Zerrissenheit zwischen Bindungs- und Verlustangst – zwei Kräfte, die scheinbar gegensätzlich sind und doch oft gemeinsam auftreten.
In der Tiefe wurzeln beide in einem frühkindlichen Bindungstrauma. Sie sind keine Charakterschwächen, sondern Schutzstrategien, die dein Nervensystem einmal gelernt hat, um emotional zu überleben.
Wie sich Bindungs- und Verlustangst zeigen
Ambivalente Gefühle in Beziehungen sind keine Seltenheit. Meist übernimmt unbewusst einer die Rolle des „Freiheitsliebenden“ – der mit Bindungsangst – und der andere die des „Klammernden“ – der mit Verlustangst. Doch tatsächlich tragen viele Menschen beide Ängste in sich. Die eine Seite ist aktiver, die andere unterdrückt. Und das Fatale daran (und gleichzeitig die größte Entwicklungsschance): Beide Ängste verstärken sich gegenseitig.
Je mehr einer sich zurückzieht, desto mehr klammert der andere. Je mehr geklammert wird, desto größer wird das Freiheitsbedürfnis. Eine Dynamik beginnt, die oft in On-Off-Beziehungen endet – emotional erschöpfend, aber vertraut und deshalb…..sicher. Denn das Nervensystem kennt diesen inneren Konflikt schon lange.
Wie entstehen diese Ängste?
Bindungsangst und Verlustangst sind keine willkürlichen Zufälle und müssen nicht aus einem Schocktrauma heraus entstehen.
Sie wurzeln meist in unseren frühesten Erfahrungen: in der Beziehung zur Mutter oder Hauptbezugsperson. Wenn ein Baby Zuwendung nur unzuverlässig erlebt hat, entsteht Unsicherheit. Das Nervensystem speichert: „Nähe ist gefährlich“ – oder „Ich muss um Liebe kämpfen“. Daraus entwickeln sich Schutzmechanismen, die als Kind überlebenswichtig waren – als Erwachsene stehen sie uns im Weg.
Ein Beispiel: Ein Baby wird für ein paar Tage zur Oma gegeben, weil die Eltern verreisen. Es versteht die Situation nicht, erlebt nur den Verlust. Selbes gilt für einen Aufenthalt im Brutkasten usw.. Daraus kann sich eine tief sitzende Verlustangst entwickeln. Oder: Ein Kind wächst mit einem emotional distanzierten Elternteil auf. Es lernt: Nähe bedeutet Schmerz oder Ablehnung – und entwickelt Bindungsangst.
Das ist Bindungstrauma oder auch Entwicklungstrauma.
Was passiert im Körper?
Unser autonomes Nervensystem reagiert blitzschnell auf potenzielle Bedrohungen. Wer Verlustangst hat, erlebt beim kleinsten Anzeichen von Rückzug des Partners eine Art inneren Alarmzustand – Herzrasen, flacher Atem, Unruhe. Das System geht in Kampf- oder Fluchtmodus (Sympathikus-Aktivierung). Wer Bindungsangst hat, erlebt genau das bei zu viel Nähe – auch wenn objektiv keine Gefahr droht.
Die Polyvagaltheorie erklärt diese Reaktionen anschaulich: Der Vagusnerv spielt die zentrale Rolle in der Regulation des Nervensystems.
Wird Nähe oder auch Distanz als Bedrohung erlebt, geht das System in Schutz – sei es durch Rückzug, Erstarren oder Überanpassung. Hypnose und Embodiment helfen, das Nervensystem zu beruhigen und neue, sichere Bindungserfahrungen zu ermöglichen.
Was beide Ängste gemeinsam haben
Beide Ängste basieren auf der Angst vor Schmerz.
Verlustangst fürchtet den Schmerz des Verlassenwerdens. Bindungsangst fürchtet den Schmerz, sich zu verlieren oder verletzt zu werden. Beide fürchten den Kontrollverlust – und beide wollen letztlich nur eines: sich sicher fühlen und BINDUNG.
Oft glauben wir, dass wir heute bewusst Entscheidungen treffen. Doch in Wahrheit sind oft kindliche Anteile in uns am Werk – verletzte innere Kinder, die auf alte Muster reagieren. Ein Teil von uns bleibt emotional in der Vergangenheit stecken und wiederholt diese alten Dynamiken – bis wir sie erkennen und sanft integrieren.
Aber was hilft denn da?
Der erste Schritt: Erkennen, dass dein heutiges Verhalten Ausdruck früher Schutzmechanismen ist. Du bist nicht „beziehungsunfähig“. Du bist geprägt. Das darf sich verändern.
Embodiment – also das bewusste Spüren und Regulieren des Körpers – kann dir helfen, deine Reaktionen früher wahrzunehmen. Hypnose kann dabei unterstützen, tiefe unbewusste Muster aufzuspüren und neu zu verankern.
Statt an deinem Partner zu verzweifeln, kannst du beginnen, dich selbst besser zu verstehen: Was passiert in mir, wenn Nähe entsteht? Was brauche ich, wenn ich klammere? Was fehlt mir eigentlich, wenn ich weglaufe?
Frage Dich:
Was würde sich verändern, wenn Du heute nicht mehr aus Angst handelst – sondern aus Verbindung mit dir selbst heraus? Wenn du deinem inneren Kind wirklich zuhörst, statt es unbewusst die Kontrolle übernehmen zu lassen?
Vielleicht ist es genau jetzt Zeit, diese alten Muster zu entwirren und endliche freie, glückliche Beziehungen zu leben.
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