Was ist mit Hypnose wirklich möglich?
Wenn man sich das Spektrum der Behandlungsmöglichkeit mit Hypnose so ansieht, kommt schnell die Frage auf, wie es sein kann, dass so viele unterschiedliche Probleme und Erkrankungen damit geheilt, gelindert oder gelöst werden können.
Klingt manchmal so ein bisschen nach einem Allheilmittelchen, einer Glaubensfrage oder vermeintlicher Zauberei. Hypnose ist kein Allheilmittel – falls Dir das doch mal jemand so verkauft, rate ich dir …. Lauf.
Aber – das was Hypnose tatsächlich kann, basiert auf der menschlichen Wahrnehmungsfähigkeit und der natürlichen Funktionsweise unseres Gehirns und genau das ermöglicht diese vielen verschiedene Einsatzmöglichkeiten!
Wie funktioniert menschliche Wahrnehmung?
Unsere Idee ob etwas negativ oder positiv ist, basiert auf unserem eigenen inneren Bewertungssystem, das wir im Laufe des Lebens mit den gemachten Erfahrungen aufbauen. Dies ist der subjektive Filter, durch den wir uns und unsere Umwelt wahrnehmen.
Das bedeutet wenn ich 9 Jahre alt bin, mit dem Fahrrad unterwegs, es knallt irgendwo, ich erschrecke mich, dann habe ich einen Moment erfahren, in dem mein Unterbewusstsein Fahrradfahren mit einem negativen Gefühl –dem Schreck – verbindet. Es entsteht eine erste Idee von: Aha! Fahrradfahren ist nicht sicher. Passiert erneut
etwas das als negativ erlebtwird auf dem Fahrrad, entstehenneue neuronale Verknüpfungenim Gehirn, die da heißen:Fahrrad fahren ist generellnicht sicher. Das kann dannsofort als Angst/Paniksymptombeim Radfahren auftauchen, manchmalaber auch erst Jahre undJahrzehnte später, es entwickelteine eigene Dynamik und dieneuronale Verknüpfung verstärktund festigt sich mit der Zeit undwiederholten Bestätigungen der Angstmehr und mehr. Und wenn es ganz blödläuft, weitet sich die Angst auf andereBereiche aus, nach dem Motto:Wenn radfahren nicht sicher ist, ist es autofahrenauch nicht und so weiter …und generalisiert sich.Es kommt Angst vor der Angst dazuund Unsicherheit wird zum Grundlebensgefühl.Es spielen da natürlich noch andere Dingemit rein, Resilienzfähigkeit, Selbstwert,andere Erfahrungen.
Ganz grundsätzlich ist das der Ablauf für ganz viele Probleme und die Symptome die wir dann tatsächlich bemerken und vergessen haben (im Alltagsbewusstsein) woher sie rühren.
Die Symptome sind vielfältig:
- Schlafstörungen
- Mangelnde Emotionsregulation (Wutanfälle, abgespaltene Gefühle)
- Panikattacken
- Ängste
- generelle Anspannung/Stress
- Partnerschaftskonflikte
- Verlustangst, instabile Freundschaften
- Sozialphobie
- Süchte: Essen, rauchen,
- Depression
- burn out
und sie sind eben nur scheinbar unterschiedliche Dinge. Sie fußen auf dem Erlebe eines Mangels, oder wenn Menschen, Situationen und Momente als unsicher oder schmerzhaft erlebt wurden. Und dann beginnt eine aufeinander aufbauende Dynamik, ein Thema überlagert und bestätigt das andere, wir sind am Ende im Verstand völlig verwirrt.
Geist und Körper – beides ist Eins
Über die erhöhte Anspannung (Unsicherheit, Angst, Schmerz) entstehen auch im Körper Veränderungen:
Hormonelle Veränderungen geschehen über chronischen Stress im Nervensystem: Adrenalin, Cortisol… werden ausgeschüttet und erfahren in der Psyche eine erneute Rückkopplung plus körperlicher Beschwerden:
- dauerhaft erhöhter Muskeltonus (Verspannungen, Wirbelsäulenprobleme, Migräne, systemische Schmerzen)
- Verdauungsprobleme
- Konzentrationsschwierigkeiten
- Autoimmunerkrankungen werden aktiviert
- Haarausfall
- Nährstoffmangel mit seinen vielfältigen Symptomen
Was passiert denn nun in der Hypnose?
Im Zustand der Trance sind Unterbewusstsein und Gehirn zugänglicher für neue Ideen und Verhaltensweisen.
Beinahe alle Werkzeuge die Therapeuten und Coaches anwenden sind wirksamer, wenn sie in Trance eingesetzt werden, da wir viel empfänglicher und geöffneter dafür sind. Der Verstand schweigt weitgehend und beendet seinen permanenten Widerspruch für Veränderungen.
Das bedeutet auch, die Trance ist das eine – die Art und Weise damit zu arbeiten das andere. So wie ich vorgehe –ursachenorientiert also auflösend, nicht einfach neue Informationen auf das Alte draufpacken und überlagern – bewertest du die Ausgangssituation und alle Folgesituationen die als belastend empfunden wurden um:
Wir gehen zurück und verändern den Ursprungsmoment in Deiner Vorstellung, die, wie wir gelernt haben, im Gehirn immer als aktuell wahr gewertet wird.
Im Beispiel mit dem Fahrrad könnte das vielleicht so aussehen:
Du integrierst das Wissen, dass Du überlebt hast und jederzeit sicher bist, egal ob auf dem Fahrrad oder zu Fuß oder in einem Auto. Allein diese kurze Sequenz verändert die gesamte Situation in Deinem Erleben bereits erheblich.
Wie wird Neues im Gehirn angenommen und gefestigt?
Es entstehen über die Arbeit in der Hypnosesitzung also neue, noch zarte Verknüpfungen ( im Beispiel: das Gefühl der Sicherheit) im Gehirn im direkten Bezug zur damaligen Situation. Das bewirkt im Heute ebenfalls einen Perspektivwechsel: Fahrrad = sicher und – angestrebter Zustand – macht Spaß. Die neuen zarten Verknüpfungen benötigen dann aber manchmal eine Wiederholung um sich zu festigen:
- Erste Erfahrung von Sicherheit: Direkt nach der Sitzung Rad fahren
- Wiederholen
- Wiederholen
- Wiederholen
So verstärken sich neuronale Bahnen und die alten, negativen, die nicht mehr genutzt werden, verkümmern und werden schwach.
Die Symptome, die also so vielfältig erscheinen sind Symptome für grundlegend allgemeingültige, menschliche Bedürfnisse: wie Sicherheit, Verbindung, Geborgenheit. Egal ob das Symptom nun Rauchen oder Verlustangst heißt.
Auch für mich, die ich lange schon damit arbeite und ja weiß, wie Hypnose funktioniert, ist die Schnelligkeit und Tiefe der Wirkung über so einfache Methoden noch immer erstaunlich. Vielleicht ist ja dann doch ein klein wenig Magie im Spiel. Wer weiß…
Wie funktioniert das Gehirn generell und in Hypnose? Mehr dazu im Blogbeitrag Hypnose, was passiert im Gehirn?)